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Basale Stimulation® in der Pflege

1. Was ist Basale Stimulation

Basal: grundlegend, die Basis betreffend

Stimulation: Anregung

Das Konzept der Basalen Stimulation® kommt aus der Arbeit mit schwerst mehrfach behinderten Kinder und wurde Anfang der 70. er Jahre von Prof. Dr. Andreas Fröhlich (Sonderpädagoge), entwickelt. Prof. Christel Bienstein (Krankenschwester und jetzt Leiterin des Instituts für Pflegewissenschaften in Witten / Herdecke) lernte das Konzept Anfang der 80 Jahre kennen. Sie übernahm es in die Krankenpflege und entwickelte es weiter.

  • Basale Stimulation in der Pflege ist ein ganzheitliches, die Wahrnehmung und Kommunikation förderndes, pflegetherapeutisches Konzept

  • Es orientiert sich an zentralen Zielen

  • Wir machen Menschen, die an Wahrnehmungs- und Aktivitätsstörungen leiden gezielte Angebote, mit denen wir versuchen, ihre Wahrnehmungsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und Bewegung und somit die persönliche Entwicklung zu fördern.

2. Prinzipien der Basalen Stimulation

  • Grundlegende Anregung/ Förderung der Sinne durch gezielte und wechselnde Angebote für Menschen mit schweren Wahrnehmungs- Aktivitätsstörungen.

  • Die basal stimulierende Pflege entwickelt sich aus der Beziehung zwischen Pflegenden und Gepflegten. Den zu betreuenden Menschen verstehen wird als gleichwertigen Partner, ganzheitlichen Menschen.

  • Diese Menschen müssen keine Vorleistungen erbringen oder Voraussetzungen erfüllen um davon profitieren zu können.

  • Die basale Stimulation holt den Menschen genau da ab, wo er sich gerade befindet.

  • Basale stimulierende Pflege arbeitet mit positiven Erinnerungsauslösern

Ziel ist es, diese Menschen in ihrer Lebenswelt verstehen zu lernen und ihnen dadurch Kommunikations- und Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen.

3. Basale Stimulation geht von folgenden Grundannahmen aus:

  • Der Mensch hat ein Bewusstsein solange er lebt

  • Der Mensch kann sich auf elementare Empfindungen zurückziehen (Totstellreflex)

  • Verschiedene Fähigkeiten sind neuronal verknüpft

  • Solange der Mensch lebt, kann er auf frühere Orientierungs- und Kommunikationssysteme der pränatalen Zeit zurückgreifen

4. Im Folgenden werden die zentralen Ziele aufgeführt:

  • Leben erhalten und Entwicklung erfahren

  • Das eigene Leben spüren

  • Sicherheit erleben und Vertrauen aufbauen

  • Den eigenen Rhythmus entwickeln

  • Das Leben selbst gestalten

  • Die Außenwelt erfahren

  • Beziehungen aufnehmen und Begegnung gestalten Sinn und Bedeutung geben und erfahren

  • Autonomie und Verantwortung leben

(Bienstein /Fröhlich)

5. Wer bedarf der basal stimulierenden Pflege

Beispiele:

  • Desorientierte, verwirrte Patienten

  • Patienten mit M. Alzheimer (Demenz)

  • Unruhige, ängstliche Patienten

  • Psychisch kranke Patienten

  • Hemiplegische Patienten

  • Bettlägerige Patienten

  • Bewusstlose, sedierte Patienten

  • Beatmete Patienten

  • Menschen im Wachkoma

  • Sterbende Patienten

  • Förderung von Frühgeborene

Begleitung durch alle Phasen des Lebens und Förderung im Hier und Jetzt

6. Wer sind diese Menschen

Es sind Personen mit unterschiedlichen Biografien, sozialen Kontakten und persönlichen Zukunftsplanungen aus denen sie plötzlich oder langsam hinausgenommen werden.

Diese Menschen ist gemeinsam, dass sie:

  • Möglicherweise körperliche Nähe brauchen, um andere Menschen wahrnehmen zu können

  • Menschen brauchen, die sie auch ohne Sprache verstehen und sich auf ihre Ausdruckmöglichkeiten einstellen

  • Menschen brauchen, die ihnen die Umwelt verständlich nahe bringen

  • Menschen brauchen, die ihnen die Fortbewegung und Lageveränderung nachvollziehbar ermöglichen

  • Menschen brauchen, die sie zuverlässig versorgen und kompetent pflegen

7. Was ist Wahrnehmung

Definition nach Prof. Fröhlich Wahrnehmung ist die sinngebende Verarbeitung innerer und äußerer Reize unter Einbezug von Erfahrung, Lernen und Empfindung.

Auf der Wahrnehmung beruhen Denken und Fühlen, unser Verständnis für uns selbst und unser Körper, aber auch unser Verhalten, unsere Kommunikation und unsere Wirklichkeit

8. Die Stufen der Wahrnehmungsentwicklung

Wahrnehmungspyramide nach Prof. A. Fröhlich

Diese Bereiche ermöglicht uns schon pränatal differenzierte Wahrnehmungserfahrungen. Besonders die ersten drei Wahrnehmungsbereichen (somatischer, vestibulärer und vibratorsicher Bereich) bilden die Grundlage unseres Urvertrauens.

9. Wir erkennen und empfinden unser Körper durch:

  • Körperschema <br> Scheint veranlagt und schon im Embryonalstadium vorhanden zu sein. Am stärksten kognitiv gespeichert, immer bewusstseinsmäßig vorhanden. Gewisse Vorstellung des Körpers, z.B. Nase gehört ins Gesicht. Auch bei anderen Menschen wird die Nase als solche erkannt und ihre Zuordnung im Gesicht. <br> Störungen: Begriff kann keinem Körperteil mehr zugeordnet werden. Anweisungen, z.B. „geben Sie mir den linken Arm“ können nicht mehr umgesetzt werden Spezialform: Mann der seinen Frau mit einem Hut verwechselte (Sacks)

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Bobath in der Pflege

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Das Bobath Konzept

Im Rahmen unserer Weiterbildung haben wir einen BIKA Grundkurs von 9 Tagen gemacht, wir wollen daher das Bobath Konzept kurz vorstellen.

Berta und Karel Bobath

Die Gründer des Bobath Konzept sind Berta und Karel Bobath. Sie wurden Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin geboren und kannten sich schon als Jugendliche. Beide waren jüdischer Abstammung, mussten in den 30 Jahren fliehen und arbeiteten später in England, wo sie sich wieder trafen und heirateten. Berta Bobath war Gymnastiklehrerin und später auch Physiotherapeutin. In ihren Ausbildungen setzte sich Berta Bobath besonders mit den gesunden normalen Bewegungsabläufen auseinander, die heute eine Grundlage für das Bobath Konzept sind. Außerdem lernte und lehrte sie Atemtechniken die muskuläre Verspannungen lösen konnten und ihr später in ihrem Konzept halfen den Muskeltonus bei Patienten zu beeinflussen. Karel Bobath studierte Medizin und wurde Facharzt für Neurologie, er lieferte die neurophysiologischen Erklärungen für das Konzept. Das Bobath Konzept ist ein empirisches Konzept, das aufgrund der Erfahrungen der beiden im Umgang mit Patienten entstand. Es war ihnen sehr wichtig dass sich dieses Konzept weiterentwickelt und sich immer wieder neuen Krankheitsbildern sowie neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen anpasst.

Meine Erfahrungen mit dem Bobath-Konzep

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Kinaesthetics in der Pflege

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1. Was ist Kinaesthetics?

Kinesis = Bewegung

Aesthetics = Wahrnehmung

„Kinaesthetics ist ein erfahrungsbezogenes Lernkonzept, welches hilft, die eigene Bewegung bewusst wahrzunehmen und es als Ressource für die eigene Gesundheitsentwicklung zu nutzen“ (Asmusen, 2006, S.3)

Ziel ist es, dass die Pflegenden, die eigene Bewegung bewusst wahrnehmen. Dadurch erweitern sie ihre eigene Bewegungskompetenz. Mit diesem Wissen und der Erfahrung, sind sie dazu befähigt, die Bewegungsabläufe der Patienten zu unterstützen. Dabei können die Fähigkeiten und Ressourcen erkannt, berücksichtigt und gefördert werden. Kinaesthetics unterstützt den rehabilitativen Grundgedanken.

2. Entwicklung des Konzeptes

Anfang der 80er Jahre haben Dr. Frank Hatch und Dr. Lenny Maietta die Erkenntnisse aus der Kybernetik auf die menschliche Bewegung übertragen. Zu Beginn führten Dr. Hatch und Dr. Maietta Bewegungskurse für Eltern, Kinder und Tänzer durch. Die Erkenntnisse wurden weiterentwickelt. In Zusammenarbeit mit Suzanne Schmidt, einer Schweizer Pflegefachperson, haben sie ein Handlungskonzept für die Pflege entwickelt. Die neuesten Erkenntnisse fließen laufend in die weitere Entwicklung ein.

3. Die Einzelkonzepte

Interaktion

im Sinne von Kinaesthetics bedeutet in Beziehung treten mit mir selbst und mit anderen. Die Grundlage dafür sind die Sinne, besonders das kinaesthetische Sinnsystem, welches uns Informationen aus dem eigenen Körper liefert. Weitere Aspekte sind die so genannten Bewegungselemente: Zeit, Raum und Anstrengung. Sie beeinflussen sich gegenseitig in der eigenen Bewegung und auch in gemeinsamen pflegerischen Handlungen. Durch das Variieren der Bewegungselemente entstehen die Interaktionsformen: einseitig, Schritt für Schritt und Gleichzeitig – Gemeinsam.

Funktionale Anatomie

Kinaesthetics betrachtet die Anatomie unter dem funktionalem Aspekt und unterscheidet zwischen stabilen und instabilen Strukturen. Knochen haben eine stabile Struktur, die zum Tragen geeignet ist. Muskeln sind weicher und für Bewegung zuständig. Daraus ergibt sich die kinaesthetische Einteilung des Körpers in Massen und Zwischenräume. Im pflegerischen Miteinander gilt der Grundsatz: Massen anfassen und Zwischenräume spielen lassen. Neben der üblichen Orientierung im Raum, unterscheidet die Kinaesthetics die Orientierung im Körper. Unter diesem Blickpunkt kann Bewegung leichter angeleitet und umgesetzt werden.

Menschliche Bewegung

Die Kinaesthetics unterscheidet zwischen Beugen und Strecken sowie drehen. Wird hauptsächlich beugen und strecken genutzt, entsteht ein paralleles Bewegungsmuster, wird drehen mit beugen oder strecken kombiniert entsteht ein spiraliges Muster. Im Pflegerischen Alltag erleichtern spiralige Muster das Arbeiten, weil sie für beide Seiten weniger Anstrengung erfordern.

Anstrengung

Heben wird in pflegerischen Tätigkeiten unter dem Blickwinkel der Kinaesthetics durch ziehen und drücken ersetzt. Dabei orientiert man sich an den Eigenschaften der „Massen“.

Menschliche Funktion

Dieses Konzept, orientiert sich an der kindlichen Entwicklung. Dabei werden sieben Grundpositionen unterschieden. Einige eignen sich mehr zur Fortbewegung, andere besser um am Ort zu verweilen. Durch passende Gewichtsverlagerung können Pflegende den Patienten dabei unterstützen, sich in jeder Grundposition fort zu bewegen.

Umgebung

Umgebung, wird aus kinaesthetischer Sicht analysiert und adäquat an den Menschen und seine individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse angepasst, um seine Beweglichkeit und Lebensfunktionen zu fördern.

4. Wie lernen wir in der Kinaesthetics?

Kinaesthetisches Lernen geschieht durch Eigenerfahrung und Partnerarbeit. Unter dem Blickwinkel des jeweiligen Konzeptes werden die Erkenntnisse dann in praxisbezogene Tätigkeiten integriert.

5. Praxisbeispiel

Pflegealltag ist, dass Patienten im Bett Richtung Fußende rutschen und selbst nicht mehr Richtung Kopfteil hoch kommen. Pflegepraxis ist dann, mit zwei Pflegepersonen am Durchzug oder ähnliches wieder Richtung Kopf zu heben oder unter die Achseln des Patienten zu greifen und mit „Hau Ruck“ und „1-2- 3“ zu ziehen. Dabei ist die Eigenaktivität des Patienten deutlich eingeschränkt. In manchen Fällen besteht sogar Verletzungsgefahr. Das Angebot für z.B. einen geschwächten Menschen mit Pneumonie könnte sein, in Rückenlage zum Kopfende zu „gehen“. Dabei wird der Patient aufgefordert, und taktil begleitet, z.B. das rechte Bein auf zu stellen und sein Körpergewicht durch ziehen mit dem rechten Arm und drücken mit dem re Bein, auf die linke Seite zu verlagern. Unter Anleitung schiebt der Patient sich mit dem Bein einen „Schritt“ kopfwärts. Er kann dabei an den knöchernen Strukturen des Körpers (Massen) unterstützt werden.

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Das Affolter Modell®

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Dr. phil. Félicie Affolter studierte nach ihrer Ausbildung zur Logopädin und Gehörlosenlehrerin Psychologie, unter anderem bei Jean Piaget. 1976 gründete sie die "Stiftung Zentrum für Wahrnehmungsstörungen" und die "Sonderschule für Kinder mit Wahrnehmungsstörungen".

Mit den Erfahrungen aus ihren Studien und der praktischen Arbeit entwickelte sie Mitte der 1980er Jahre ein Entwicklungsmodell und eine gespürte Interaktionstherapie die nach ihr benannt ist.

Wo wird es angewendet

Es findet Anwendung bei allen Variationen der Hirnschädigung mit beispielsweise Sprach-, und Wahrnehmungsstörungen sowie bei Entwicklungsstörungen in jedem Lebensalter. In der Ergo- und Physiotherapie sowie in Rehabilitationseinrichtungen in der Pflege (24h) wird damit gearbeitet.

Grundannahmen des Affolter Modells

Als Menschen haben wir Erfahrungen gesammelt die uns dazu befähigen mit Gtäglich auftretenden Alltagsaktivitäten, wie das öffnen der ZGahncremetube und das Zähne putzen, umzugehen. Über unser taktil- kinästhetisches Sinnsystem lernen wir uns selbst in der Interaktion mit unserer Umgebung zu spüren. Auf diesen beiden Grundannahmen basieren unsere Fertigkeiten als Mensch (in Sprache, Gedächtnis, Motorik, Planung, Aufmerksamkeit, Konzentration und Sozialverhalten usw.).

Nach einer Schädigung setzt Affolter darauf, über das taktil- kinästhetische Sinnsystem diese Grundlagen wieder zu erarbeiten. Die Behandlung setzt an der Wurzel an, nicht am Symptom.

Das Wurzelmodell der Entwicklung

Spüren- was ist das?

Spüren ist ein multimodales System (z.B. Wahrnehmung von Spannung, Bewegung, Schmerz, Druck, Temperatur, Berührung) wofür die gesamte Körperoberfläche notwendig ist. Ohne Bewegung ist Spüren nicht möglich. Wir berühren unsere Umwelt und werden von ihr berührt. Affolter beschreibt die Information zu „WAS“ und „WO“ als eine der wichtigsten Informationen für unser zurechtfinden im Alltag (J.Söll, D. Schw. D. Pfl. 06/2007.)

Die Therapiemethode

Diese Therapie ermöglicht es den Patienten, praktisch und alltagsbezogen zu lernen. Bei gestörter Wahrnehmung kann der Patient durch gezieltes Führen an Händen und Körper während alltäglicher Geschehnisse das „WO“ bin ich in Bezug zur Umgebung und „WAS“ geschieht mit mir erfahren. Einfaches pflegerisches Führen nach Affolter bedeutet z.B. die linke Hand des Pflegenden liegt auf der linken Hand des Patienten, die Rechte auf der Rechten und Pflegehandlungen, wie das öffnen der Zahncreme werden gemeinsam ausgeführt. Dabei kann der Pflegende hinter dem Patienten oder seitlich von ihm stehen. Während einer Führeinheit wird dem Patienten immer wieder bewusst gemacht in welcher Position (z.B. Liegen, Sitzen) er sich befindet (Wo). Durch diese geführten Interaktionserfahrungen werden motorische, kognitive und emotionale Leistungen gefördert.

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Spiegeltherapie

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Die Idee

Prof. Ramachandran hat mit Patienten mit Phantomschmerzen Anfand der 90ér Jahre gearbeitet. Seine Idee war es, die Mißempfindungen (sensorisch und motorisch) durch spiegeln der vorhandenen gesunden Extremität zu beeinflussen. Dem Gehirn wird suggeriert, es wären zwei gesunde Extremitäten vorhanden und können bewegt und behandelt werden. Dabei kommt es zu einer stärkeren Aktivierung von wichtigen sensomotorischen Netzwerken im Gehirn.

Voraussetzungen

Die Patienten müssen motiviert sein und kognitiv in der Lage sich zu konzentrieren und die Aufmerksamkeit zu halten.

Anwendungsmöglichkeiten

  • Phantomschmerz nach Amputation einer Extremität

  • Nervenschmerzen wie z.B. CRPS

  • Neglect

  • Lähmungen nach Schlaganfall

Therapiebeschreibung

Ein Spiegel wird vertikal so vor den Patienten gestellt, dass die betroffene Seite verdeckt wird. Der Patient sieht im Spiegel seine gesunde Seite und wird angeleitet Bewegungen durchzuführen. Die Beobachtung der Bewegung zum Beispiel der gesunden rechten Hand wird nach einiger Zeit vom Gehirn als Bewegung der gelähmten linken Seite interpretiert. Durch diese visuelle Bewegungssuggestion wird die geschädigte Hirnhämisphäre aktiviert und reorganisiert. Daraus resultiert eine vermehrte Bewegung der gelähmten Seite.

Patientenaussagen

„Ich habe das Gefühl meinen Arm wieder so wie vor dem Schlaganfall bewegen zu können“

„Ich trainiere mit dem Spiegel mehr mein Gehirn als meine Muskeln“

Quelle: A. Rothangel, Seminarunterlagen Spiegeltherapie,

http://www.kup.at/kup/pdf/8565.pdf am 10.07.2014

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