Neglect

Neglect

Def.: Es handelt sich um eine neuropsychologische Störung, bei der es zu einer halbseitigen Vernachlässigung im Bereich des Körpers und /oder des Raumes kommen kann.

Die häufigste Ursache ist ein Schlaganfall (Infarkt oder
Blutung) der im Bereich der rechten Hirnhälfte auftritt.

Es gibt verschiedene Formen und Schweregrade, die einzeln
oder in Kombination auftreten können. Dabei sind die entsprechenden
Sinnesorgane intakt.

Visueller Neglect: Die Aufmerksamkeit kann beim Sehen
nicht auf die linke Seite gelenkt werden. Die Drehung des Kopfes und der Blick
reicht dabei meistens nur bis zur Mittellinie des Körpers. Dies zeigt sich im
Alltag dadurch, dass zum Beispiel:

  • nur die rechte Tellerseite leer gegessen wird,
  • Personen oder Gegenstände auf der linken Seite übersehen / nicht wahrgenommen werden,
  • nur die rechte Flurseite benutzt wird,
  • ein Text wird in der Mitte der Zeile zu lesen begonnen,
  • oder die Klingel auf der linken Seite nicht gefunden wird etc.

Akustischer Neglect: Geräusche und Stimmen von der
linken Seite werden vernachlässigt oder können nicht geortet werden. Sie werden
daher manchmal auf der rechten Seite gesucht.

Somatosensibler/somatomotorischer Neglect: durch die
fehlende Repräsentation der linken Körperhälfte kommt es zu Vernachlässigungen,
selbst wenn keine Lähmung zu Grunde liegt.

Zum Beispiel:

  • Die linke Seite des Körpers wird nicht gewaschen,

  • die linke Gesichtsseite wird nicht rasiert oder geschminkt,

  • die linke Hand wird bei Handlungen nicht mit eingesetzt,

  • die linke Seite hat eine größere Verletzungsgefahr, da Extremitäten eingeklemmt oder gequetscht werden können, ohne es zu realisieren. Die Wahrnehmung von Schmerz- und Temperaturreizen kann gestört sein.

Störung der Repräsentation des externen Raums: in der
geistigen Vorstellung eines Raumes ist die linke Seite nicht präsent.

Zum Beispiel: Ein Patient bekommt den Auftrag, er soll sich
vorstellen, in der Tür seines Wohnzimmers zu stehen. Jetzt soll er alle
Gegenstände aufzählen die sich im Raum befinden. Er wird jetzt lediglich die
Gegenstände der rechten Seite aufzählen. Nun soll er sich vorstellen, er steht gegenüber der Tür und schaut in den Raum. Er
wird nun die bisher nicht genannten Gegenstände nennen. Die davor aufgezählten
Gegenstände werden nun vernachlässigt.

Neglect und Anosognosie: Häufig kommt es begleitend
zu einer Anosognosie. Dies ist ein nicht wahrnehmen oder verleugnen von
Krankheitssymptomen.

Z.B.: Patienten sagen: „Ich bin nicht gelähmt.“ und
versuchen trotz der Halbseitenlähmung auf zu stehen. Manchmal suchen sie eine
andere Erklärung für die Einschränkung: „Ich kann nicht aufstehen weil ich zu
müde bin.“

Häufig treten diese Phänomene in unterschiedlichen
Kombinationen mit verschiedenen Ausprägungen auf (multimodaler Neglect)

Neglect und Pushersyndrom: Störung der vertikalen
Körpermittellinie. Die Patienten haben das Gefühl nach rechts zu fallen und
drücken daher aktiv nach links.

Begleitend kommt es häufig zu einer Störung der
Aufmerksamkeit und zu einer Störung des Zeitgefühls.

Pflegetherapeutische Angebote:

  • Basale Stimulation: Neurophysiologische Waschung
    oder Ausstreichungen (siehe Basale
    Stimulation).Link einfügen

  • Von der weniger betroffenen Seite aus Kontakt
    aufnehmen und dann den Blick des Betroffenen zur Mitte und evtl. darüber hinaus
    lenken. Idealerweise befindet sich der zu Pflegende in einer sitzenden
    Position. Jetzt kann man z.B. mit einem Gegenstand, den man langsam im
    Blickfeld Richtung mehr betroffene Seite bewegt, die Aufmerksamkeit lenken.

  • Arm im Blickfeld des Patienten sicher positionieren.

  • Anleiten, seine gelähmten Extremitäten mit in
    die Bewegung zu nehmen.

  • Anleiten und führen, seine
    gelähmte Seite zu pflegen.

  • Spiegeltherapie (Link einfügen)

  • Vibrationen auf die Gelenke (knöcherne Anteile) der
    mehr betroffenen Seite.

  • Transfer über die weniger betroffene Seite.

  • Nachtkästchen und Glocke auf die weniger
    betroffene Seite stellen/anbringen. Da er sie sonst nicht wahrnehmen kann.

Die Verletzungsgefahr dieser Patienten ist sehr groß. Bei
allen Handlungen ist auf eine sichere Positionierung und Begleitung zu
achten.